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Schwebfliegen, räuberische Wanzen und parasitisch lebende Wespen gehören zu den wichtigsten Gegenspielern vieler Schädlinge und erfüllen somit eine wesentliche Funktion in ökologischen Nahrungsnetzen. Vorkommen und Vielfalt dieser Nützlinge sind daher wichtige Indikatoren für die Ökosystemleistung der natürlichen Schädlingsregulierung in der Agrarlandschaft. Durch die enge Verknüpfung mit ihren zahlreichen Wirts- und Beutearten kann ihr Auftreten zusätzlich als Indikator für die gesamte Insektenvielfalt eingesetzt werden.
Das systematische Monitoring dieser Nützlinge hat zum Ziel eine Datengrundlage über langfristige Bestandsänderungen in Abhängigkeit von Landnutzung und anderer Faktoren (z.B. Klimawandel) zu schaffen. Verschiedene Monitoringmethoden werden aktuell in Refugialhabitaten (Streuobstwiesen, Dauergrünland) im Südwesten Deutschlands angewendet und ihre Eignung für ein langfristiges Trendmonitoring geprüft. Dazu zählen beispielsweise Malaisefallen und Gelbschalen, welche hauptsächlich Fluginsekten und Bestäuber fangen. Zusätzlich zur Identifizierung aller erfassten Schwebfliegen auf Artniveau werden Größenmessungen bestimmter Schwebfliegenarten verwendet, um ihre Fitness und ihre Fähigkeit, relevante Ökosystemleistungen zu erbringen, abzuschätzen.
Langfristig soll die Insektenvielfalt zusätzlich mit nicht-invasiven Methoden (eDNA, Kamerafalle) erfasst werden.
Mit molekularen Methoden wie der eDNA-Analyse kann das Vorkommen nützlicher Insektenarten mit geringem Arbeitsaufwand und ohne deren Abtöten nachgewiesen werden. Hierbei werden DNA-Fragmente, welche von einem Insekt z.B. auf einer Blüte hinterlassen wurden, molekularbiologisch untersucht, um die jeweilige Art zu identifizieren.
Ein weiteres Werkzeug zum nicht-invasiven Monitoring ist eine im Projekt entwickelte KI-basierte Kamerafalle zur kontinuierlichen und automatisierten Erfassung blütenbesuchender Insekten auf den Untersuchungsflächen (https://maxsitt.github.io/insect-detect-docs/). Hierzu werden die Insekten von einer Plattform mit künstlichen Blüten visuell angelockt. Landet ein Insekt auf der Plattform wird es über ein speziell trainiertes Erkennungsmodell automatisch detektiert. Die ausgeschnittenen Bildbereiche mit den erkannten Insekten werden in einem nächsten Schritt zur automatisierten Bestimmung mit einem eigens trainierten Klassifizierungsmodell verwendet.
In einem Citizen Science Ansatz werden Bürgerwissenschaftler (z. B. Landwirte, Schulklassen, interessierte Bürger) aktiv in die Datenerhebung eingebunden. Hier soll das Vorkommen bestimmter auffälliger Nützlinge (z. B. Schwebfliegen, Marienkäfer) auf „Schaupflanzen“ am Ackerrand, in Sonderkulturen oder auch Kleingärten zu bestimmten Jahreszeiten erhoben werden. Für die Aktion Blütenschau werden aktuell künstliche Standardblüten entwickelt, welche es ermöglichen auf jeder Testfläche eine einheitliche Erfassung blütenbesuchender Insekten (v.a. Schwebfliegen) durchzuführen und unterschiedliche Standorte, Regionen und Agrarraumtypen zu vergleichen. Auch andere leicht durchzuführende Erhebungsmethoden sollen zum Einsatz kommen, wie z.B. das Anbringen von Wellpappen an Baumstämmen zur Erfassung des Apfelwicklers und seiner Parasitoiden. Dadurch wird sowohl der Schädlingsdruck als auch das Vorkommen von nützlichen Gegenspielern ersichtlich. Ziel dieses Ansatzes ist es, ein Informationsnetzwerk für die Öffentlichkeit aufzubauen und ein Web Modul für die Datenerfassung einschließlich Auswertungsroutinen zu entwickeln. Die Webseite nützLINK wurde im 2. Quartal 2022 veröffentlicht und dient der Informationsweitergabe und als Kommunikationsmöglichkeit mit den Bürgerwissenschaftlern.
Die Abundanz und Diversität von parasitoiden Hymenopteren besitzen ein großes Potential als Indikatoren der allgemeinen Insektendiversität, der Bewirtschaftungsintensität von Grünlandflächen und der umgebenden Landschaftsstruktur. Dieses Modul ist als Machbarkeitsstudie ausgelegt, um im Jahr 2023 in einer abschließenden Bewertung das Indikatorpotential der Parasitoidengemeinschaft auf Mähwiesen, sowie die Durchführbarkeit eines Monitorings beurteilen zu können.
Annette Herz
Julius Kühn-Institut
annette.herz(at)julius-kuehn(dot)de
nützLINK Webseite mit Infos und Hinweisen zum Mitmachen beim Citizen Science Ansatz: https://nuetzlink.julius-kuehn.de
Webseite mit Bauanleitung und Open Source-Software zur Insekten-Kamerafalle: https://maxsitt.github.io/insect-detect-docs/